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Adrian Nösberger

"Neugierig bleiben, nie aufgeben und immer neue Wege gehen."

Adrian Nösberger

Adrian Nösberger ist CEO der Schroder & Co Bank AG in Zürich, die sich um das Vermögen von privaten Kunden kümmert. Schon während seiner Studienzeit war er unternehmerisch aktiv, unter anderem mit einer Dating-Agentur, einem Vorläufer der heute gängigen Online-Plattformen. 

Adrian Nösberger, 54 Jahre, ist Dipl. Ing. in Betriebs- und Produktionswissenschaften der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich. Nösberger war in Führungsfunktionen bei Julius Bär, Clariden Leu und McKinsey & Co. tätig, bevor er 2013 CEO der Schroder & Co Bank AG, Zürich, wurde. 

Die Bank gehört zur Gruppe Schroders, eine globale Vermögens-verwaltungsgesellschaft, 1804 in London gegründet, mit 32 Niederlassungen weltweit und gut 5600 Mitarbeitenden. Institutionelle und private Anleger sowie wohltätige Organisationen gehören zur Kundschaft. In der Schweiz ist Schroders seit 1967 tätig mit über 500 Mitarbeitenden in Zürich und Genf und administriert hier beinahe 100 Milliarden Franken Vermögen (31.12.2021).

"Es braucht fast eine kindliche Einstellung: Mit leuchtenden Augen und offenen Ohren durchs Leben gehen, dann sieht man überall Innovations-möglichkeiten."

Adrian, woran denkst Du beim Thema Wachstum?
Wachstum hat für mich immer mit Unternehmertum zu tun. Und wer etwas unternimmt, geht Risiken ein. Auch wenn es vielleicht etwas merkwürdig klingt, die Möglichkeit zu scheitern und Wachstum sind untrennbar miteinander verknüpft. So gesehen ist Wachstum immer auch eine Charakterfrage. Neugierig bleiben, nie aufgeben und neue Wege gehen, sind Eigenschaften, die einem helfen, zuverlässig zu wachsen – in jeder Beziehung.


In Dir steckt das Unternehmer-Gen. War das schon immer so?
Vor meiner Karriere in der Finanzindustrie war ich bereits in den Studentenjahren selbstständig. Möglicherweise habe ich sogar die erste Schweizer Dating-App lanciert ...

 

... Schweizer Dating-App – wie hiess die?

Happy Date. Allerdings war das noch vor dem Internetzeitalter. Vereinfacht gesagt, mussten die Flirtwilligen einen Fragebogen ausfüllen und daraus leiteten wir potenzielle Matches ab. Mir hat das richtig Spass gemacht, und so habe ich es einfach ausprobiert.

 

«Trial and error». So klappt es also mit Wachstum. Perspektivenwechsel – was verhindert Innovationen?

Kontrolle ist gut und wichtig. Das sollte klar sein. Doch wer etwas wirklich Neues schaffen will, den behindert ein Umfeld, in dem es vor allem darum geht, jederzeit die volle Kontrolle über alle Prozesse zu behalten.

Wie lebst Du das Unternehmertum in deiner heutigen Situation als CEO einer Privatbank vor?

Ich setze mich sehr für eine offene Diskussionskultur ein. Jede Geschäftsleitung muss die Mitarbeitenden ermutigen, Neues zu denken. Ich hoffe, dass ich meinen Mitarbeitenden wirklich zuhöre und neuen Ideen eine echte Chance gebe. Das bedeutet auch, die notwendigen Ressourcen bereitzustellen und entsprechende Kompetenzen zu erteilen.

 

Wir stellen fest, dass sich Unternehmen in zu vielen Ideen verlieren. Die richtige Idee auszuwählen und umzusetzen ist eine Kunst. Wie macht Ihr das?

Klar, der Fokus muss stimmen. Aber – und das ist mir wichtig, es geht vor allem ums Umsetzen. Das ist harte Arbeit. PowerPoint hilft hier wenig.

 

Hast Du Beispiele aus Deiner Erfahrung, wo die Umsetzung nicht optimal war?

Da kommt mir spontan «MyPension» in den Sinn. Wir hatten das Projekt gemeinsam mit Euch verfolgt, als ich bei Clariden Leu tätig war. MyPension sollte angehende Pensionäre animieren, das Vermögen bei uns zu investieren. Wir dachten lange, dass Pensionäre reisen wollen, die freie Zeit geniessen und sich nicht um ihre Finanzanlagen kümmern möchten. Unsere Zielgruppe dachte allerdings ganz anders als wir zunächst gemeint haben. Viele fürchteten sich davor, nicht mehr gebraucht zu werden, nicht mehr richtig dazuzugehören. Ein völlig anderer Consumer Insight. Erst dank Eurer Unterstützung war die Umsetzung richtig.

Hier eine persönliche Sicht von Vendbridge, was ein Consumer Insight ist.

 

Man sieht auch heute noch viel Bankwerbung, die Ferien und Freizeit thematisieren. Ich bin überzeugt, dass das verkehrt ist. Wie siehst Du das?

Die Zielgruppe muss, um beim Beispiel von MyPension zu bleiben, ganz anders abgeholt werden. Bei einer so wichtigen Angelegenheit wie dem Verwalten des eigenen Vermögens ist es falsch zu sagen, dass sich die Kundinnen und Kunden nicht darum kümmern sollen. Wir haben uns dann überlegt, welchen Mehrwert wir als Privatbank bieten können und so begannen wir unter anderem, die Zielgruppe in Szenarien denken zu lernen. Das war vor mehr als 15 Jahren. Diese Simulationen führten zu neuen, wesentlich fruchtbareren Beratungsgesprächen. Wir wollten die Botschaft senden «du hast hart für dein Geld gearbeitet. Jetzt bleib dabei».

Wie hast Du die Rolle von Vendbridge in diesem Projekt wahrgenommen?

Ihr habt mir und dem Team die Augen geöffnet. Es ging um angehende Pensionierte, die sich in einer anderen Lebenssituation befanden als ich und mein Team. Diese Lektion werde ich nicht vergessen.

 

Kommen wir nochmals zurück zum Begriff Wachstum. Bei Wachstum geht es doch vor allem um Umsatz und Profit, oder?

Unsere westliche Kultur funktioniert so. Wachstum ist der Antrieb, das Elixier unserer Gesellschaft. Wir wollen wachsen, besser werden. Wir verbinden Wachstum in der Regel mit etwas Positivem. Ich kenne jedenfalls niemanden, der bei einem Unternehmen arbeiten will, dass schrumpft.

 

Spannend, Adrian. Deine Perspektive zu Wachstum hat uns inspiriert. Du hast Wachstum von einer neuen Seite beleuchtet. Wir danken Dir für das Gespräch.

Zu allen Wachstumsarchitekten

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